Problem Wildschäden und Lösungsansätze
Wildtiere sind natürlicher Bestandteil unserer Wälder. Um den Wald vital und leistungsfähig zu erhalten und das Aufwachsen gesunder und artenreicher Wälder zu ermöglichen, müssen Wildbestände an die natürliche Tragfähigkeit ihres Lebensraums angepasst werden.
Die Nahrungspalette des pflanzenfressenden Schalenwildes beinhaltet unter anderem Kräuter, Gräser aber auch besondere Teile von Jungbäumen, wie Knospen, Blätter oder Rinde. Es werden dabei sowohl Bäume aus der Verjüngung als auch ältere Bäume in vielfältiger Form beäst.
- Knospen und Triebe der Waldbäume verbeißen (Reh-, Rot-, Dam- und Muffelwild),
- Rinde der Bäume zum Fraß abschälen (Rot-, Muffel- und Damwild) oder
- Rinde durch Fegen und Schlagen (geweihtragendes Wild) verletzen.
Pflanzenfressende Wildtiere nutzen die Vegetation als Lebensgrundlage, nicht jeder Einfluss auf die Wälder – vor allem auf die Jungpflanzen – ist einem Schaden gleichzusetzen. Ein Schaden liegt dann vor, wenn das Ausmaß der Wildeinflüsse das vom Besitzer angestrebte Bewirtschaftungsziel ernsthaft gefährdet (z.B. wenn sich die gewünschten Baumarten nicht mehr in ausreichender Menge und Qualität verjüngen lassen).

Ein Schaden liegt vor, wenn ...
- das Wachstum der Verjüngung deutlich verzögert wird,
- die Wuchsform (Qualität) der Jungpflanzen gravierend verschlechtert wird,
- gewünschte Mischbaumarten in der Verjüngung ausfallen,
- eine natürliche Verjüngung infolge von Wildverbiss ausbleibt,
- die Waldverjüngung nur durch Schutzvorkehrungen (z.B. Zäune) möglich ist,
- Wildeinfluss zu Stabilitätsverlusten führt,
- Fäulnispilze geschälte Bäume befallen und so die wirtschaftliche Holzqualität oder Bestandesstabilität vermindern,
- zu wenig qualitativ hochwertige Bäume für die Nutzung zur Verfügung stehen,
- geschädigte Bestände frühzeitig verjüngt werden müssen.
Beim Verbiss unterscheiden wir zwischen dem Keimlingsverbiss (vollständiges Abfressen kleinster Baumpflänzchen) sowie dem Baumverbiss (Abbeißen der Knospen und Triebspitzen junger Bäume), nach der Jahreszeit zwischen Sommer- und Winterverbiss. Wie bereits erwähnt, ist Wild ein Selektierer beim Verbiss, besonders bevorzugt wird die Tanne mit ihren weichen Nadeln. Von Verbissschaden sprechen wir in der Forstwirtschaft, wenn zu wenige ungeschädigte Bäumchen für eine gesunde Waldentwicklung übrig bleiben. Selektiver Verbiss führt zum Verlust der Artenvielfalt, somit entstehen anstelle von stabilen, artenreichen Mischbeständen nur mehr labile, lediglich aus einer oder wenigen Baumarten zusammengesetzte Wälder, die gegenüber Umwelteinflüssen sehr anfällig sind. Wer sich an den Bäumchen verbissen hat, kann sehr eindeutig erkannt werden. Wiederkäuer haben im Oberkiefer keine Schneidezähne, deshalb werden die Pflanzenteile (Terminaltrieb oder Seitentrieb) abgerupft. Hingegen zeigt sich bei einem Verbiss verursacht durch Nagetiere (Hase) durch die scharfen Schneidezähne eine glatte Schnittstelle.
Verbissschäden können auch in Obst- und Weingärten, bei Zierpflanzen (große Friedhöfe) sowie in Ackerbaukulturen auftreten.
Fege- und Schälschaden
Neben Verbissschäden verursacht Schalenwild auch Fege- und Schälschäden.
Beim Fegen/Schlagen werden meist jene Bäume bevorzugt, die schon stark genug sind, dass sie der betreffenden Tierart einen Widerstand bieten, aber gleichzeitig auch noch so elastisch sind, dass sie dem Druck des Tieres nachgeben. Rehböcke und auch Gämsen fegen Bäumchen bis zu 1 - 2 Meter Höhe, Rothirsche über 2 Meter Höhe. Besonders bevorzugt werden Lärche oder Zirbe in höheren Lagen, aber natürlich auch Laubhölzer und Fichten in allen Höhenlagen. Oft sterben die betroffenen Bäumchen nach dem Verfegen bald ab. Meist verfegen Rehböcke im Frühjahr, um ihren Bast loszuwerden, aber auch später zur Markierung der Reviere bzw. Einstände. Hirsche verfegen je nach Höhenlage ab Mitte Juli und vor der Hirschbrunft, Gamsböcke vor der Brunft im Spätherbst bis in den November hinein.
Bei der Schälung unterscheiden wir zwischen Wurzel- und Stammschälung. Erstere wird vom Wild durch Abnagen der feinen Rinde von oberirdischen Wurzelteilen (vor allem bei alten Bäumen, deren grobborkige Stämme vom Wild nicht mehr geschält werden können) verursacht. Bei der Stammschälung wird die Rinde von Baumstämmen vor allem im Dickungs- und Stangenholzstadium abgenagt. Nach der Jahreszeit unterscheiden wir zwischen Sommerschälung (Saftschälung, leicht lösbare Rinde, wird meist in langen Streifen abgezogen) und Winterschälung (schwer ablösbare Rinde in der Vegetationsruhe, Rinde wird abgenagt). Durch die Schälung entstehen Rindenverletzungen. Sporen der Holzfäulepilze dringen in die Schälwunde ein und eine Holzzerstörung im Stamm über Jahre ist die Folge, wodurch eine Verminderung der Waldstabilität, des Holzuwachses und des Holzwertes verursacht wird. Besonders betroffen von der Schälung durch Rotwild sind Fichtenreinbestände im Stangenholzalter, wobei es teils zu waldverwüstenden, flächigen Schäden kommt und ganze Bestände in sich zusammenbrechen.

Ansätze zur Vermeidung von Wildschäden
Der Wildbesatz ist ein wichtiger Faktor zur Vermeidung von Wildschäden im Forst. Abschusspläne zu erstellen und zu erfüllen ist die wichtigste Maßnahme.
Für Aufforstungen und Christbaumkulturen sind mechanische Maßnahmen, wie Zäune oder Schutzgitter direkt um die Jungpflanzen Möglichkeiten, das Wild abzuhalten. Materialkosten und Arbeitsaufwand für das Errichten und die Pflege dieser Schutzeinrichtungen dürfen aber nicht unterschätzt werden.
Biologisch-/chemischer Verbissschutz:
Spritz- oder streichbare Verbissschutzmittel mit Wirkstoffen wie Tierkörperfett oder tierischen Proteinen, streichbare „repellente“ Schutzmittel u.a. auf Mineralienbasis, ätherischen Ölen, Fettsäuren, teilweise auch Sprays oder Duftsäulen können ebenfalls eingesetzt werden und haben den Vorteil von überschaubaren Kosten und Arbeitsaufwand.
In Österreich entwickelt und mittlerweile in mehreren europäischen Ländern registriert ist ein Produkt auf Basis von hydrolysiertem Schaffett zur Vermeidung von Fegeschäden und Wildverbiss, das seit heuer auch als „Bio-Produkt“ anerkannt ist.