IGP-Faktencheck: Agrarnachhilfe für Global 2000
Produktanzahl nicht aussagekräftig: Wirkstoffsituation im Getreide ist angespannt. Unwürdige Kampagne endlich beenden und faktenbasierten Dialog führen.
Fehler, so weit das Auge reicht – so lassen sich die Presseaussendungen von Global 2000 zusammenfassen. Diesmal versucht die NGO, die angespannte Wirkstofflage im Getreideanbau kleinzureden, indem sie die Zahl der Produkte als Referenz verwendet. „Ein klassischer Anfängerfehler“, so Christian Stockmar, Obmann der IGP. „Ausschlaggebend ist die Zahl der Wirkstoffe, die bei nicht einmal 120 liegt. Es braucht aber für jeden Schadorganismus mindestens vier Wirkstoffe mit unterschiedlicher Wirkungsweise, um ein effizientes Resistenzmanagement sicherzustellen. Selbst ein Laie erkennt, dass das nicht mehr gegeben ist.“ Warum die Zahl der Produkte höher ist? Es werden unterschiedliche Wirkstoffvariationen und Zusatzstoffe verwendet, um sie für gewisse Anwendungen, Kulturen und Schadorganismen zu optimieren bzw. Resistenzen möglichst zu vermeiden. Ein weiterer peinlicher Fehler: Die ECHA hat Global 2000 längst widerlegt und beziffert den Anteil von Pflanzenschutzmitteln an den Gesamteinträgen von PFAS in die Umwelt mit 2 %.
Die IGP legt zudem die Folgen von NGO-Kampagnen gegen die Landwirtschaft offen: Der Wirkstoffverlust führt zu Ernteeinbußen und -ausfällen, weil die Kulturen nicht mehr ausreichend geschützt werden können. In der Folge steigen die Preise für die Konsumenten, der Umsatzentfall sorgt für Betriebsschließungen und Arbeitsplatzverluste und die Kulturen rentieren sich nicht mehr, werden nicht mehr angebaut und die Vielfalt sinkt. Das wiederum erhöht das Risiko eines Befalls. Gerade der Getreideanbau, der vom Klimawandel stark betroffen ist, zeigt das: Bauern haben aktuell mit Krankheitserregern wie z.B. Flugbrand, Fusarium, Zwergsteinbrand uvm. aufgrund weggefallener fungizider Wirkstoffe zu kämpfen. Auch der Kampf gegen Unkräuter wie Einjährige Rispe, Ackerfuchsschwanzgras und Trespe oder giftige Konkurrenten wie den Stechapfel und Nachtschatten wird zu einer immensen Herausforderung.
„Die EU-Landwirtschaft befindet sich in einer gefährlichen Abwärtsspirale. Angesichts der international schwelenden Konflikte ist das fahrlässig. Es ist höchst an der Zeit, echte Experten aus Industrie, Forschung und Landwirtschaft zu hören. Folgt die EU weiterhin dem dogmatischen NGO-Unfug, wird die Landwirtschaft schon bald zum Museumsstück“, so Stockmar. Er appelliert, der Vision „Gesunde Pflanzen“ zu folgen, die die IGP mit zahlreichen agrarischen Experten entwickelt hat. „Das Ziel hat oberste Priorität, denn ohne gesunde Pflanzen bleiben die Teller und Tröge in Europa leer – oder sie werden mit Lebensmitteln aus Drittländern gefüllt, die unter niedrigeren Umwelt- und Sozialstandards produziert werden. Diesem Ziel der NGOs folgt die Industrie nicht. Wir fordern einen Schulterschluss für gesunde Pflanzen und eine vitale, dynamische und vielfältige Landwirtschaft in Europa. Die IGP hat diese Vision auch an EU-Kommissar Christophe Hansen übergeben. Es ist Zeit, loszulegen.“