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Die gesunde Pflanze damals und heute

Hungersnöte oder die Ausbreitung von Krankheiten belegen den hohen Nutzen von Pflanzenschutzmaßnahmen und -mitteln. Viele davon sind nämlich auch durch den Verzehr von mit Krankheiten und Pilzen befallenen Getreideprodukten, Obst und Gemüse entstanden. Daher setzt der Mensch, seit er Lebensmittel lagert und Ackerbau betreibt, Pflanzen- und Ernteschutzmaßnahmen. Pflanzenschutz ist damit so alt wie der sesshafte Mensch. Die Evolution von sowie das zunehmende Wissen über Schadfaktoren haben dabei stets auch eine Weiterentwicklung der Pflanzenschutzmaßnahmen und Pflanzenschutzmittel begünstigt.

Buchdruck und Mikroskop begünstigen Pflanzenschutz

Die Bekämpfung von Vorratsschädlingen reicht bis in die Frühzeit der Menschheitsgeschichte zurück, als die gespeicherten Vorräte geschützt wurden. Bereits in der Jüngeren Steinzeit haben die ersten Bauern auch schädliche Käfer oder Insektenlarven abgesammelt und zerdrückt. Außerdem wurden die Felder durch Einfriedungen vor Wild geschützt. Mit dem Beginn der Antike begannen erste Beschreibungen von Krankheiten und Schädlingen sowie Pflanzenschutzmethoden. Die Ursachen für andere Krankheiten – etwa das Mutterkorn für das 994 n. Chr. erstmals erwähnte Antoniusfeuer – wurden zum Teil erst deutlich später im 19. und 20. Jahrhundert erkannt. Die Pflanzenmedizin wurde nämlich in erster Linie durch die Erfindung der Buchdruckerkunst im 15. Jahrhundert und die Entdeckung und Weiterentwicklung des Mikroskops im 16. und 17. Jahrhundert gefördert.

Durch eine höhere Mobilität und Reisen in andere Länder stießen Forscher zudem zunehmend auf pflanzliche Wirkstoffe, die gegen Schädlinge eingesetzt werden konnten, etwa Nikotin aus Tabakblättern (1763) oder Pyrethrum aus Chrysanthemenblüten (1843). Für die Entwicklung der Phytopathologie war aber auch von großer Bedeutung, dass im 16. Jahrhundert mehrere, aus dem heutigen europäischen Pflanzenbau nicht mehr weg zu denkende Pflanzenarten eingeführt wurden. Dazu zählt etwa die Kartoffel: Für die große Hungersnot in Irland (1845–1851) wies Anton de Bary 1861 endgültig die pilzparasitäre Ursache der Kraut- und Knollenfäule der Kartoffel nach und legte die Grundlage für die Entwicklung von Bekämpfungsmaßnahmen.

Wirkstoffe und Formulierungen zunehmend innovativer

Weiterentwicklungen der Pflanzenschutzmittel im 20. Jahrhundert führten zu effizienteren und gleichzeitig spezifischer wirkenden Stoffen. Die besseren Wirkstoffe und die gleichzeitig optimierten Formulierungen führten dazu, dass Pflanzenschutzmittel schonender für Nützlinge und die Umwelt, kurzlebiger und selektiver sind. Damit ist es gelungen, die ausgebrachte Menge an Wirkstoff pro Hektar deutlich zu reduzieren.