SCHLIESSEN

Einleitung

Gesunde Kulturpflanzen sind die Basis gesunder Lebens- und Futtermittel. Doch was sind gesunde Pflanzen? Sie sind gut ernährt, vital und weder von Schädlingen noch von Krankheiten befallen. Diese Pflanzen sind leistungsfähig, ertragreich und bringen qualitativ hochwertiges Erntegut. Gesundheit darf aber keine Momentaufnahme sein, sondern muss von der Aussaat über das Wachstum bis zur Ernte gewährleistet sein.

Krankheiten & Schädlinge

Die Gesundheit der Pflanze wird von vielen Faktoren beeinflusst. Einerseits sind das abiotische Einflussfaktoren, wie Boden und Witterung (Trockenheit, Niederschlag, Temperatur, Sturm, Strahlung). Sind diese Faktoren außerhalb des optimalen Bereiches, können sie die Pflanzengesundheit massiv beeinflussen. Eine Studie der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) schätzt die Ernteausfälle in den kommenden 40 Jahren auf bis zu 19 Prozent nur durch abiotische Faktoren (Klimawandel und Wetterveränderungen).

Abiotische Schadfaktoren wirken einerseits direkt auf das Pflanzenwachstum, andererseits können sie die Pflanzen aber auch schwächen, anfälliger gegenüber biotischen Faktoren machen und so deren Leistungsfähigkeit vermindern.

Zu den biotischen Schadfaktoren zählen

  • tierische Schadfaktoren, also Schädlinge wie etwa Insekten und Milben,
  • pilzliche Schadfaktoren, also Krankheitserreger,
  • schädigende Viren oder Bakterien sowie
  • unerwünschte Beikräuter, die um Standraum, Nährstoffe, Wasser und Licht konkurrieren. 

 

Schadfaktoren gefährden zwei Drittel der Ernte

Durch abiotische Schadfaktoren, die kaum beeinflussbar sind, geht weltweit ein Drittel der möglichen Ernte verloren. Zusätzlich gibt es aktuell ca. 240 wirtschaftlich bedeutende Schaderreger (biotische Schadfaktoren). Wenn Landwirte gänzlich auf Pflanzenschutzmittel verzichten, würde ein weiteres Drittel der Ernte verloren gehen. Ohne den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln würden somit zwei Drittel der weltweiten Ernte durch Schadfaktoren vernichtet. Bei einzelnen Kulturen wie Reis, Erdäpfeln oder Zuckerrüben wären die Verluste sogar noch höher. 

Bedeutende biotische Schadfaktoren in Österreich und deren Auftreten können auf der Seite des Warndienstes der LK Österreich nachgelesen werden.

Pflanzen schützen

Die Gesundheit und Leistungsfähigkeit unserer Kulturpflanzen wird also von vielen Faktoren beeinflusst. Boden, Witterung, Schädlinge, Krankheiten und Unkräuter haben Einfluss auf Menge und Qualität der Ernte.

Pflanzen müssen auf unseren Feldern und im Lager geschützt werden, denn nur so kann die Ernährung von Menschen und Tieren gewährleistet werden. Landwirte setzen deshalb auf Pflanzenschutzmaßnahmen.

Der Pflanzenschutz umfasst eine Vielfalt von Maßnahmen, die Schäden an Nutzpflanzen verhindern oder minimieren. Er leistet damit einen wichtigen Beitrag, um den Ertrag und die Qualität des Ernteguts hochzuhalten und die bäuerliche Landwirtschaft in Österreich zu erhalten. Der Erhalt von Artenvielfalt und Biodiversität wird in der kleinstrukturierten Landwirtschaft besser gewährleistet als in jeder anderen Bewirtschaftungsform.

Pflanzenschutz verlangt ganzheitliches Denken

Wie auch in der Human- und Veterinärmedizin greift der Pflanzenschutz auf unterschiedliche Behandlungsmethoden zurück. Alle vorbeugenden Maßnahmen – wie Fruchtfolge, Sortenwahl, mechanische Maßnahmen – müssen angewendet werden, bevor biologische oder chemisch-synthetische Produkte eingesetzt werden. Durch den sehr hohen Ausbildungsgrad und der Sachkunde im Pflanzenschutz wissen unsere Landwirte, mit welcher minimalen Maßnahme die Pflanzen zu schützen sind.  Bei einem totalen Verzicht auf Pflanzenschutzmittel würde dies in Europa Ernteverluste von 19 (Weizen) und bis zu 42 Prozent (Kartoffel) bedeuten. Pflanzenschutz ist also die Voraussetzung für eine leistungsfähige und nachhaltige Pflanzenerzeugung und vielfältige Kulturlandschaft. Gleichzeitig wird so ein hoher Selbstversorgungsgrad sichergestellt, der die Abhängigkeit von Importen aus anderen Ländern reduziert.

Eine gesunde Pflanze verlangt also Voraussicht, Antizipation und das Setzen von richtigen Pflanzenschutzmaßnahmen im Sinne des integrierten Pflanzenschutzes. Bei all dem achten die Landwirte und die Hersteller von Pflanzenschutzmitteln auf Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz. Dazu braucht es allerdings einen hohen Innovationsgrad in allen Bereichen des Pflanzenschutzes, insbesondere in der Forschung und Entwicklung.

Pflanzenschutz & Pflanzenbau

Die Landwirtschaft setzt zur Reduktion verschiedener Schadfaktoren Pflanzenschutzmaßnahmen. Der moderne Pflanzenschutz kombiniert dazu eine Vielzahl unterschiedlicher Maßnahmen, die sinnvoll zusammenspielen, zum „integrierten Pflanzenschutz“.

Der integrierte Pflanzenschutz ist für die Landwirte verpflichtend. Er zielt auf das Wachstum gesunder Nutzpflanzen bei möglichst geringer Störung der landwirtschaftlichen Ökosysteme ab und fördert natürliche Mechanismen zur Bekämpfung von Schädlingen. Die Grundsätze des integrierten Pflanzenschutzes fußen auf sechs Säulen: die Sortenwahl sowie Anbau-, biologische, physikalische, biotechnische und chemische Verfahren. Ein wesentlicher Teil der Pflanzenschutz-Maßnahmen sind vorbeugende Maßnahmen, zu denen die richtige Standortwahl, Hygienemaßnahmen, die Fruchtfolge und der Schutz und die Förderung wichtiger Nutzorganismen zählen.

Methoden optimal kombinieren

Die verschiedenen Methoden des Pflanzenschutzes werden möglichst optimal kombiniert. Landwirte haben dazu alle verfügbaren Pflanzenschutzmethoden sorgfältig abzuwägen. So soll die Entstehung von großen Schädlingspopulationen oder hohem Krankheitsdruck verhindert und die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln auf einem möglichst niedrigen Niveau gehalten werden. Die Landwirte sind zudem angehalten, die Maßnahmen nur bei Schadauftreten über wissenschaftlich fundierten Schadschwellen und nach Warndienstaufruf durchzuführen. Die Landwirtschaftskammer, die AGES und Mitglieder der IGP unterstützen die Landwirte bei der Wahl der optimalen Methode.

Vorbeugenden, mechanischen und biologischen Methoden ist der Vorzug vor chemischen Methoden zu geben. Beim Einsatz der Pflanzenschutzmittel wird zudem auf eine höchstmögliche Sicherheit für die menschliche Gesundheit, Gewässer, Nichtzielorganismen und die Umwelt geachtet. Landwirte folgen bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln daher dem Motto „So wenig wie möglich – so viel wie nötig!“.

Weitere Infos

Einen Überblick über Schädlinge und Bekämpfungsmöglichkeiten in wichtigen Kulturen finden sich in den „Leitlinien für den integrierten Feldbau“ und eine Übersicht zu Maßnahmen im Rahmen des integrierten Pflanzenschutzes gibt es in der Broschüre „Grundsätze der guten Pflanzenschutzpraxis“ der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für integrierten Pflanzenschutz.

Pflanzenschutz & Landwirtschaft in Österreich

Die gesamte österreichische Ackerfläche beträgt laut Grünem Bericht 2022 1,33 Mio. Hektar. Die Selbstversorgungsgrade erreichten im Jahr 2021/22 bei Getreide 87 Prozent, bei Gemüse 57 Prozent, bei Obst 41 Prozent und Erdäpfel 90 Prozent. Sie sinken im langjährigen Vergleich durch veränderte klimatische Verhältnisse, die Zunahme der Bio-Ackerflächen sowie einen stärkeren Schädlingsdruck aufgrund sinkender Verfügbarkeit von Wirkstoffen.

Die heimische Landwirtschaft produziert unter sehr hohen Standards, die durch den sorgfältigen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln erreicht werden. Dank innovativer Pflanzenschutzmittel hat die heimische Bevölkerung damit Zugang zu qualitativ hochwertigen und regionalen Lebensmitteln. Pflanzenschutzmittel verringern die Abhängigkeit von Lebensmittelimporten aus Ländern, in denen die Produktionsbedingungen aufgrund anderer rechtlicher Rahmenbedingungen oft nicht nachvollziehbar sind.

Rund 1.500 Pflanzenschutzmittel in Österreich zugelassen

Nur durch gezielten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln kann eine Versorgung mit Lebensmitteln in Österreich gewährleistet werden. Dazu stehen den Landwirten laut Grünem Bericht 2023 1.572 Pflanzenschutzmittel zur Verfügung (Stand 2022), die in Österreich vertrieben werden. Die 2022 in Verkehr gebrachte Wirkstoffmenge betrug insgesamt 6.116,8 Tonnen. Die Steigerung ist vor allem auf kupferhaltige Wirkstoffe und Schwefel zurückzuführen, während die Menge an Fungiziden sank. Die Verkaufsmenge an chemisch-synthetischen Wirkstoffen war im Jahr 2022 geringfügig rückläufig und betrug 2.021,7 Tonnen. Die Menge an in Verkehr gebrachten Wirkstoffen für die biologische Produktion stieg 2022 auf insgesamt 4.095,1 Tonnen bzw. ohne inerte Gase 1.976,3 Tonnen.

Weitere Infos zu den Pflanzenschutzmittel-Unternehmen unter „Die IGP“.