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Zum Nationalfeiertag: Offener Brief der IGP an Umwelt-NGOs und Agrarpolitik

Offener Brief an NGOs

Sehr geehrte Damen und Herren der Umwelt-NGOs,

der Grüne Bericht zeichnet seit Jahren das Bild sinkender Erträge und damit einer sinkenden Selbstversorgung mit Lebensmitteln aus der heimischen Landwirtschaft. Verantwortlich sind neben Auswirkungen des Klimawandels vor allem fehlende und immer neue Verbote von Wirkstoffen im Pflanzenschutz. Dabei wären Pflanzenschutzmittel notwendig, um gegen Schädlinge, Krankheiten und Unkraut vorzugehen. Aktuelle Beispiele sind etwa die Kartoffel und die Zuckerrübe. Im Sinne der Zukunft bäuerlicher Landwirtschaft in Österreich aber auch im Interesse unseres Landes, sich aus eigener Kraft ernähren zu können, appellieren wir an die relevanten Umweltorganisationen, Ihre Kampagnen gegen immer wieder neue Wirkstoffe zu überdenken und offen zu sein, für eine ganzheitliche Agrar- und Ernährungsstrategie. In diesem Sinne fordern wir einen Agrar-Gipfel aller relevanten Stakeholder im Pflanzenschutz ein, bei dem – abseits von Klischees und Vorurteilen – eine ernsthafte und ausgewogene Strategie für die Zukunft des Pflanzenbaus in Österreich und Europa entwickelt werden soll.

Aktueller Hintergrund: Ernteausfälle bei Kartoffel könnten Bedarf von 2,4 Mio. Menschen decken

Die Kartoffel wird u.a. von Drahtwurm, Kartoffelkäfer, Moosknopfkäfer, Erdfloh, Krautfäule und die durch Zikaden übertragene Stollbur-Krankheit befallen, weil Wirkstoffe verboten wurden. Dies führt neben Ernteausfällen auch dazu, dass der Lebensmitteleinzelhandel die Kartoffeln nicht vermarkten kann. Den wirtschaftlichen Schaden tragen die kleinen und mittleren bäuerlichen Betriebe, die die Ausfälle wirtschaftlich nicht ausgleichen können und oftmals gezwungen sind, den Betrieb zu schließen.

Aktuelles Bespiel Niederösterreich: Hier waren dieses Jahr 25 Prozent der Kartoffeln so stark vom Drahtwurm befallen, dass sie nicht mehr vermarktungsfähig sind. Mit dieser nun zur Vernichtung preisgegebenen Menge könnte man 2,4 Millionen Österreicherinnen und Österreicher ein Jahr lang ernähren bzw. die Stadt Wien für fast 2 Jahre. Hinzu kommt: Allein für den Anbau und die Ernte dieser Kartoffeln wurden rund 400.000 Liter Diesel benötigt, die sich nun sinnlos in der Klimabilanz wiederfinden.

Kartoffel- und Rübenanbau bedingen Pflanzenschutzmitteleinsatz

Das gilt auch für die zahlreichen Rübenbauern in Österreich. Rübenderbrüssler, Blattlaus, Vergilbungskrankheiten, Nematoden, Unkraut und weitere Schadfaktoren führen zu Ernteausfällen, zu sinkenden Anbauflächen und zum Erliegen des Rübenanbaus. Auch hier gäbe es effiziente Wirkstoffe, die unter dem Druck von Kampagnen für die Landwirtschaft verloren gingen. Damit gehen eine wichtige Kultur für die Fruchtfolge sowie Zucker als wichtiger Teil unserer Ernährung verloren.

IGP fordert Wissenschaftlichkeit ein

Kulturen wie Kartoffel und Zuckerrübe verlangen den Einsatz von chemisch-synthetischen Betriebsmitteln. Die Kulturpflanzen brauchen Schutz vor Schädlingen, Krankheiten und Unkraut. Mittel, die diesen Schutz gewährleisten, werden unter hohem Aufwand und mit wissenschaftlicher Begleitung entwickelt, zugelassen und vermarktet. Dies passiert zudem unter Einhaltung von wissenschaftlichen Standards. So wird es von der Gesellschaft und NGOs gefordert und im Sinne der Sicherheit unserer Wirkstoffe kommen wir diesen Anforderungen nach.

Feinkostladen Österreich durch NGO-Kampagnen gefährdet

Ein Vertreter von Ihnen meinte im Zuge des IGP Dialogs, der neue und bessere Wirkstoffe solle den älteren ablösen. Doch auch das scheint angesichts des Diskursverlaufs nicht mehr als ein Lippenbekenntnis. Denn es sind vor allem die innovativen Wirkstoffe, die von NGOs mit Kampagnen bekämpft werden und deren Einsatz die Reduktion der eingesetzten Menge gewährleisten würde. Ihre Kampagnen konterkarieren also die Grundsätze des integrierten Pflanzenschutzes.

Daher stellt sich der IndustrieGruppe Pflanzenschutz die grundsätzliche Frage nach dem tatsächlichen Motiv der Kampagnen, denn diese führen zu dem, das Sie vorgeben, verhindern zu wollen: dem Ende des Feinkostladens Österreich.

Denn Pflanzenschutzmittel sind ein Qualitätskriterium, mit dem Landwirte gesunde Pflanzen und hochwertige Lebensmittel gewährleisten. Dies belegen seriöse wissenschaftliche Studien und Vorzeigeprojekte. Es braucht außerdem eine möglichst hohe Vielfalt an Betriebs- und Pflanzenschutzmitteln, um die Kulturen optimal vor Schäden zu schützen. Die Alternative wären Kulturen, die von Schädlingen geschädigt, Unkraut unterdrückt oder Krankheiten zerstört werden. Das bedeutet im Klartext: Landwirtschaftliche Fläche würde dazu genützt werden, um Ernteausfälle und nicht vermarktungsfähiges Obst und Gemüse zu produzieren.

Ganzheitliche Diskussion statt einseitiger Kampagnen

Die IndustrieGruppe Pflanzenschutz fordert die Umwelt-NGOs daher dazu auf, die Kampagnen gegen sichere Wirkstoffe einzustellen, weiteren Schaden von den kleinen und mittleren bäuerlichen Betrieben abzuwenden und den Feinkostladen Österreich zu erhalten: für gesunde Pflanzen und eine gesunde Kulturlandschaft, hochwertige und sichere Lebensmittel und einen konkurrenzfähigen Agrarstandort Österreich.

Dazu braucht es ein gemeinsames Agrarmodell unter Berücksichtigung aller Bewirtschaftungsformen sowie einen wissenschaftlichen Diskurs, in den Studien eingebracht werden, die in punkto Methodik und Forschungsdesign transparent sind und internationalen Standards genügen.